Der Wolpertinger – mein Markenzeichen

Wolpertinger, gezeichnet von Hannes Selner

Von meinem Vater Hannes Selner gezeichnet, ist der Wolpertinger schon seit Jahren das Logo der Goldschmiede Selner. Und doch hat er, wie ich finde, bisher zu wenig Beachtung gefunden. Deshalb möchte ich ihn hier einmal genauer vorstellen.

Verbandelung

Der Wolpertinger ist ein bayrisches Fabelwesen und ein sogenanntes Mischwesen. Erst vor rund 200 Jahren tauchte er zum ersten Mal auf, ist aber inzwischen aus der bayrischen Folklore nicht mehr wegzudenken. Er soll aus der Liebelei einer Zibbe (weiblicher Hase) und eines Rehbocks hervorgegangen sein. Echte Liebe wird nicht langweilig und so soll es mittlerweile Exemplare geben, die sich aus bis zu 5 verschiedenen Tieren zusammensetzen. Und, ganz logisch, nach 200 Jahren ist es nicht verwunderlich, dass kein Wolpertinger wie der Andere aussieht. Soweit die äußerlichen Merkmale.

Wie fängt man einen Wolpertinger?

Aber wie ist es möglich, mehr über den Lebensraum des Wolpertingers zu erfahren? Was frisst er überhaupt? Und ist er für den Menschen gefährlich? Darüber können wir nur spekulieren, denn noch nie wurde ein lebendes Tier gesichtet… Die Legende sagt aber, dass sich das Tier nur einer gut aussehenden, jungen Frau zeigt. Sie muss in Begleitung eines zünftigen Mannsbildes, in der Dämmerung zu Beginn einer Vollmondnacht, an einen abgelegenen Waldrand gehen und versuchen, den Wolpertinger zu zähmen.

Nun gut, das entspricht vielleicht nicht mehr so ganz unseren emanzipierten Geschlechterrollen. Pfefferspray statt Begleitung bringt aber auch nichts, denn wenn man von dem wilden Tier angespuckt wird, wachsen einem dichte Haarbüschel, die weder mit Rasierer, noch Epilierer zu bändigen sind. Außerdem verspritzt der Wolpertinger, wie das Stinktier, zur Verteidigung ein übelriechendes Sekret, dem man mit Seife nicht beikommen kann. Erst nach 7 Jahren verschwindet der Geruch von selbst.

Eine andere Jagdmöglichkeit besteht darin, den Wolpertinger im Wald mit einer Kerze anzulocken und ihn dann mit einem Stock oder Spaten in einen Sack zu treiben.

Mit einer dritten Methode kann man Wolpertinger mit unterschiedlich langen Beinen fangen. Man muss sich in der nähe eines Hügels positionieren. Er kann aufgrund seiner unterschiedlich langen Beine auf dem Hügel nur in eine Richtung laufen. Wenn man ihn nun so erschreckt, dass er von dieser Richtung abweicht, fällt er um.

Aber auch diese beiden Methoden lösen nicht das Haar- und Geruchsproblem.

Abgesehen davon ist der Wolpertinger allerdings ungefährlich. Er lebt sehr scheu in den abgelegenen Wäldern Bayerns und ernährt sich hauptsächlich von kleineren Tieren, Kräutern und Wurzeln.

Das alles glauben Sie nicht?

Ohne Zweifel gibt Ihnen die Wissenschaft recht. Eine Paarung zwischen Vögeln und Wildschweinen, Hasen und Rehen ist biologisch unmöglich. Es wird behauptet, ein Tierpräparator habe sich einen Scherz erlaubt und einfach Teile von verschiedenen Tieren zusammengesetzt. Ahnungslose Touristen haben ihm die Präparate wohl abgekauft.

Aber würden gleich mehrere Museen zahlreiche Wolpertinger ausstellen, wenn sie nur Fälschungen wären? So zum Beispiel das Deutsche Jagd- und Fischereimuseum in München (https://www.jagd-fischerei-museum.de/) oder das Internationale Mittenwalder Wolpertinger Museum (https://museen.de/wolpertinger-museum-mittenwald.html).

Bayrische Jäger, die einen ausgestopften Wolpertinger in ihrem Wohnzimmer stehen haben, sind sich sicher: Den Wolpertinger gibt es wirklich. Schließlich haben sie das Tier ja mit eigenen Augen gesehen und erlegt. Sagen sie.

Herkunft

Wenn Wir der Herkunft der Wolpertinger wirklich auf den Grund gehen wollen, müssen wir bis zur Entstehung der Mischwesen in die Antike zurück gehen.

Als älteste Darstellung eines Mischwesens gilt ein Mensch mit Löwenkopf aus der Steinzeit.

Reich an Mischwesen ist die Mythologie Ägyptens. Am bekanntesten ist die Sphinx, mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Menschen. Daneben waren auch Widder, Sperber oder Falkenköpfe gebräuchlich. Ammit, die Jenseitsgöttin, setzt sich aus den gefährlichsten Tieren Ägyptens zusammen: dem Kopf eines Krokodils, dem Vorderkörper eines Löwen und dem Hinterteil eines Nilpferds.

In der griechischen Mythologie war die Chimaira ein feuerspeienes Mischwesen mit drei Köpfen (Löwe, Ziege, Schlange). Daher kommt die Bezeichnung Chimäre, mit der Mischwesen auch beschrieben werden.

Machen wir nun einen Sprung nach vorn ins 19. Jahrhundert, gelangen wir zur „Erfindung“ des Wolpertingers. Zu dieser Zeit haben Tierpräparatoren angefangen diese zusammengesetzten Wesen an abergläubische Menschen zu verkaufen. Damit war der Mythos geboren.

Einladung

Ich finde, es ist einfach eine schöne Geschichte, die mich immer wieder zu neuen Ideen inspiriert.

Nun wünsche ich Ihnen noch viel Spaß beim Durchstöbern meiner Schmuckstücke, hier, auf der Webseite. Um den goldschmiedischen Arbeitsprozess einmal nachzuvollziehen, sehen Sie sich gerne auf Facebook oder Instagram um oder kommen Sie zu mir in den Laden und ich berate Sie persönlich.

Zum Schluss möchte ich noch einmal auf mein Markenzeichen zurückkommen. Wenn sie es sich genau anschauen, erkennen Sie im Wappen meine Initialen und die Eule, die ich als Firmenstempel in meinen Arbeiten verwende. Mit ebenso viel Liebe zum Detail, wie mein Vater bei dieser Zeichnung, baue ich gerne auch Ihr Schmuckstück!

Wolpertinger, gezeichnet von Hannes Selner